20 – Tirolerbach-Abteilung-Nachtkanal

Zulauf - Nachtkanalabzweigung
(in der Tirolerbachgasse)
Nachtkanalabzweigung
- links: Nachtkanal Nord
- rechts: Nachtkanal Süd
- Mitte: Weiterleitung zur Ortsmitte
Verzweigsystem
- im Volksmund "Abteilung"
Abteilung Richtung Westen

Ohne Bewässerung wäre die Gründung der „k.k. Kolonie Theresiafeld“ im Jahr 1763 nicht möglich gewesen.

Ein ausgeklügeltes Kanalsystem ermöglichte die Besiedelung dieses Ödlandes, das man damals „Neustädter Hayde“ nannte. Die Kaiserin Maria Theresia hat den Auftrag gegeben, Pläne für die Kultivierung des Gebietes vorzulegen. Von den zahlreichen Vorschlägen wurde der Plan des Neustädter Landphysikus und Doktors der Medizin Andreas Fourlani von Felsenburg ausgewählt. Dieser sah vor, einen Kanal von der Piesting, dem sogenannten „Kalten Gang“, zu graben, um die neue Siedlung zu bewässern.

Im Sommer 1763 wurde die Gegend vermessen und nivelliert.
Zunächst gab es noch einige Einwände zu beseitigen. Die flussabwärts liegenden Mühlen und Hammerschmieden, die durch die Abzweigung des Piestingwassers um ihre Existenz fürchteten, wurden entschädigt bzw. durch genau festgelegte Bewässerungszeiten zufrieden gestellt.

Vom Einlass bei Wöllersdorf bis zur höchsten Stelle des geplanten Ortes wurde von einer Kompanie kaiserlicher Pioniere ein Gerinne gegraben, um das für die Kultivierung notwendige Wasser, das auch zum Waschen, Kochen und als Viehtränke diente, heranzuführen.
Später wurde dieser 5,3 km lange, schnurgerade Kanal nach den später zugesiedelten Einwohnern „Tirolerbach“ genannt.

In der Ortsmitte  wird bis heute das Wasser parallel zur Straße in je 2 Kanälen nach Norden und Süden geleitet, der Ort somit in Viertel geteilt. Entlang der Viertelkanäle wurden dann die Bauernhöfe errichtet.
Heute umfasst das gesamte Kanalnetz ca. 30 km.
Weil zu viel Wasser versickerte, wurden die Gräben 1781 mit Bretter und Pfosten ausgetäfelt, 1881-83 mit Quadersteinen ausgelegt und schließlich 1950-52 aus Mitteln des ERP-Fonds betoniert.
Im Jahre 1832 wurde das System durch diese sogenannten Nachtkanäle erweitert. Hier, an der sogenannten „Abteilung“, wird das Wasser zw. 19 und 5 Uhr zusätzlich in die westlichen Viertel geleitet.
Das Wassermesshäuschen aus 1930 ist heute funktionslos.     

„Theresienfelderisch“:
Ende Oktober wird das Wasser (Tirolerbach) „odraht“,
am ersten Aprilsonntag „kummts Wossa wieder“,
davor wird von der Wassergenossenschaft und freiwilligen Helfern der „Bach gräumt“ – früher auch ein geselliges Ereignis.