2. Weltkrieg

2. Weltkrieg ... Der große Krieg und das kleine Theresienfeld

Die Stimmungslage der Theresienfelder Bevölkerung dürfte sich in den 30-er Jahren (Austrofaschismus, Anschluss an Hitler-Deutschland) nicht wesentlich von der im gesamten Staatsgebiet unterschieden haben. In der Zeit enormer Arbeitslosigkeit, innenpolitischer Auseinandersetzungen und der darauf folgenden nationalsozialistischen Propaganda ist der Ort historisch kaum aufgefallen.
Das NS-Blatt „Volksruf“ erwähnt einmal die hohe Qualität der Theresienfelder Erdäpfel und das heutige Haus Grazer Straße Nr. 18 als Geburtsort der Anna Hitler, der ersten Frau des Alois Hitler, dem Vater des „Führers“.
Wie überall in der damaligen Ostmark stimmte der Bezirk Wiener Neustadt am 10. April 1938 rückwirkend (manipulierte Volksabstimmung) mit fast 100% für den Anschluss an Deutschland.   
Unsere Gemeinde hatte sehr unter den Kriegswirren zu leiden – nicht weil sie selbst so bedeutend war – aber in der Nähe von kriegswichtigen Einrichtungen lag:
die Südbahn mit dem Knotenpunkt Wr. Neustadt, die Straße von Wien nach Triest,
die beiden Flughäfen (Ost- und West) und besonders natürlich eines der größten Rüstungszentren von Hitler-Deutschland im Norden der Nachbarstadt.
Die „Wiener Neustädter Flugzeugwerke“ (Messerschmitt), die „Raxwerke“ (Lokomotiven, später V2-Raketen) und die „Tritol“-Sprengstoffwerke haben vorerst die Arbeitslosenzahlen gedrückt, wurden aber ab August 1943 zum Hauptangriffsziel der Alliierten. Weit über 100 mal gab es Bombenalarm, bei denen die Menschen nach dem „Kuckucksruf“ im Radio im Keller oder in Bunkern Zuflucht suchen mussten.
Unzählige Bomben bei 29 Luftangriffen verfehlten ihr ursprüngliches Ziel Wr. Neustadt und trafen unser Ortsgebiet. Zahlreiche Häuser und Felder wurden getroffen, mehrere Zivilisten getötet.
Insgesamt wurden 159 Theresienfelder zum Kriegsdienst eingezogen, 38 Opfer sind
am Kriegerdenkmal angeführt. Die ortsfremden Toten – meist durch deutsche oder alliierte Flugunfälle oder -abschüsse, aber auch umgekommene kriegsgefangene Zwangsarbeiter auf den Bauernhöfen bekamen ihre letzte Ruhestätte im Kriegsgrab am Friedhof.
Persönliche Tragödien durch den Verlust von Angehörigen, Lebensmittelrationierungen, Arbeitsdienst – alles musste die Bevölkerung miterleben!
2 von 3 Kirchenglocken wurden zum Einschmelzen konfisziert, der Volkssturm mit Männern von 16 bis 60 Jahren kam Gott sei Dank bei uns nie zum Einsatz.
Viele Frauen mussten in den Rüstungsbetrieben schuften.
Vor Kriegsende verließen fast alle Theresienfelder mit dem nötigsten Hab und Gut auf Pferdefuhrwerken ihre Häuser – die meisten Richtung Piesting- und Triestingtal -, weil „Die Russen kommen!“ Nur etwa 17 Personen blieben zurück. Nach völlig sinnlosen letzten Kämpfen – einige Häuser wurden in Brand gesteckt, Panzergefecht am nördlichen Ortsrand – ziehen sich die Reste der deutschen Wehrmacht zurück. Am 2. April 1945 marschieren die ersten russischen Truppen in Theresienfeld ein.
Plünderungen dezimierten den Viehbestand fast vollständig.
Es begannen nun in einigen Häusern die Einquartierungen sowjetischer Offiziere und Besatzungs-soldaten, deren Ortskommandatur im früher „Foramitti-“ (heute „Schmalzl-) Villa“ genannten Gebäude eingerichtet wurde.